Wie bearbeite ich Bernstein (mit Inklusen = Einschlüssen oder ohne) per Hand?

Schleifen mit verschiedenen Körnungen:

1. Normales grobes, in jedem Baumarkt erhältliches Schleifpapier, aber besser: hochwertigeres, 120er Spezial-Nass-Schleifpapier (staubt nicht, hat bessere Wirkung und hält viel länger).
2. Spezial-Nass-Schleifpapier,1200er.
3. Spezial-Nass-Schleifpapier,4000er.
Will man nur wenig Bernsteinmaterial wegschleifen, kann man Schritt 1 auslassen und gleich mit dem 1200er Nass-Schleifpapier beginnen.

ACHTUNG: beschleift man Rohbernstein, dann auf jeden Fall vorher gründlich waschen, um Sandkörner abzuspülen, die Schleiferfolge erheblich stören können. Auch zwischen den Schleifgängen den Bernstein und die benutzten Finger waschen, um Schleifkörner abzuspülen!

Am besten schleift man bei geraden Flächen anfangs auf einem harten, planen Untergrund (1. und 2. Schleifgang), dann weiter mit dem 4000er auf einer festen Schaumgummiunterlage (eckig, schwarz, in jedem Baumarkt erhältlich).
Die Anzahl der Schleifbewegungen muss von 1. - 3. (d.h. von grob nach fein) erhöht werden, um gute Ergebnisse zu erzielen.



Rundungen schleifen:
Konvexe Rundungen kann man auf weicher Unterlage genauso beschleifen wie glatte Flächen. Schwierig wird es bei konkaven Rundungen (Einbuchtungen). Den Bernstein in der Handfläche gehalten, kann man mit dem Finger der anderen Hand in den Einbuchtungen schleifen. Das ist etwas mühsam, aber mit etwas Übung funktioniert es ganz gut. Wichtig ist auch hierbei, immer wieder einige Tropfen Wasser zuzugeben. Mit einem alten Handtuch auf dem Schoß fängt man den "Schweinkram" auf.
Optimal für das Schleifen in Einbuchtungen sind ausgebrauchte gröbere und feinere Zahnarztbohrer und entsprechende Polierspitzen. Einfach mal den Zahnarzt fragen ...

Polieren:
Auf glattem Tuch mit Stahlpoliturmilch oder Zahnpasta oder ... So vermeidet man die lästige Schleifpaste, die sich in alle Risse und Vertiefungen setzt und den Bernstein unansehnlich macht und auch vor dem eventuellen Konservieren mühsam wieder entfernt werden muss. Dieser Polierschritt erübrigt sich aber eigentlich, denn das 4000er-Schleifpapier hat schon Polierwirkung (vor allem, wenn es abgenutzt ist, also nicht wegwerfen!).

Sägen und Bohren:
Wer keine teure Diamantsäge oder elektrische Bandsäge mit Wasserkühlung zur Verfügung hat, sägt mit einer kleinen Bügelsäge mit Silbersägeblättern. Achtung: langsam sägen, sonst wird das Sägeblatt zu heiß und frisst sich fest (Bernstein schmilzt bei höheren Temperaturen). Mit etwas Geduld kann man so per Hand auch über 1 cm dicke Bernsteine sauber durchsägen (erfordert allerdings etwas Fingerkraft in der "Haltehand").

Beim Bohren gilt das gleiche wie beim Sägen: immer wieder das Bohren unterbrechen, sonst wird der Bernstein zu heiß und der Bohrer frisst sich fest; vor allem gilt das für die normalen Spiralbohrer (Bohrer für Holz eignen sich durchaus, Eisenbohrer nutzen nicht so schnell ab).
Auf keinen Fall versuchen, ein Loch mit einem Mal durch den Bernstein zu bohren - dabei zerspringt er leicht. Immer wieder absetzen und den Bohrer abkühlen lassen.

Der Spezialist bohrt allerdings mit sogenannten Schwertbohrern, das sind schwertförmig geschliffene Bohrer, die beim Drehen viel Luft mit in den Bohrkanal ziehen und dadurch gut kühlen. So kann man ohne Absetzen auch größere Bernsteine sauber durchbohren. Leider sind diese Spezialbohrer nicht im Handel erhältlich und müssen selbst gefertigt werden. Das hat man schon früher getan, als es noch keine Spiralbohrer gab. Die Slawen nannten diese Bohrer aus einer Eisenspitze "suerdilo", was soviel bedeutet wie "kleines Schwert".


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